Weshalb Introvertierte aufhören sollten, sich zu verbiegen

Selbstakzeptanz: Der Schlüssel zur gelungenen Kommunikation

Introvertierte Menschen sind sich ihrer kommunikativen Stärken oft nicht bewusst. Sie neigen zu einem übertrieben kritischen Umgang mit sich selber und leiden unter geringem Selbstvertrauen. Deshalb meinen sie oft, nicht zu genügen, fühlen sich komisch, inkompatibel und nicht angenommen.

Im Bemühen mitzuhalten begehen sie einen Fehler: sie ahmen das Verhalten Extravertierter nach, anstatt sich selber zu akzeptieren und einen eigenen, wesensgemässen Kommunikationsstil zu entwickeln.

Doch der Schlüssel zu einer überzeugenden Kommunikation ist die Selbstakzeptanz. Je besser Sie mit sich selber klar kommen, desto eher gelingt Ihnen dies auch mit anderen. Denn Kommunikation basiert auf der inneren Haltung, auf der Identität.

Ein Erlebnis vor etwas mehr als zehn Jahren hat mir die Augen geöffnet. Lassen Sie mich davon erzählen: 

Ich war Absolvent eines Führungskräftetrainings und die Aufgabe lautete, eine Zusammenkunft von Vertriebsmitarbeitern zu leiten. Letztere waren vom Kursleiter gebrieft und angehalten, es dem ahnungslosen «Sitzungsleiter» mit undiszipliniertem und übertrieben extravertiertem Verhalten so schwer wie möglich zu machen.

Sie ahnen es: Ich versagte jämmerlich. Die Details erspare ich uns. Mit rotem Kopf und dünner Stimme gestand ich meine Hilflosigkeit ein. Ich hatte kein Mittel gefunden, auf die laute Runde einzuwirken. Dass etliche Trainingsteilnehmer vor mir an der Aufgabe ebenso gescheitert waren, war kein Trost.

Weshalb der folgende Moment mein Leben veränderte

Nun folgte der Auftritt des Meisters:

Der Trainer schickte sich an, uns Grünschnäbeln zu demonstrieren, wie es funktioniert. Er übernahm die Rolle des Sitzungsleitenden und brachte die laute Runde auf eindrückliche Art zur Ordnung:

Mit stiller Kraft, eindringlichem Blick, ruhigen Gesten und wenigen, an einzelne Teilnehmer gerichteten Worte. Nie laut. Nie hektisch. Ohne Wut oder Ärger Lauf zu lassen. Mit seiner bedachten doch konsequenten Art strahlte er eine Autorität aus, der sich niemand entziehen konnte.

Das war der Moment, in dem ich es kapierte.

Das war der Moment, in dem ich verstand, dass ich nicht ein Verhalten nachahmen muss, was mir nicht entspricht, um meine Ziele zu erreichen.

Dass ich nicht laut zu sein brauche, um andere zum Zuhören zu bewegen.

In diesem Moment hatte ich begriffen, dass sich mit ruhiger Kraft eine starke Wirkung erzielen lässt.

Das schmerzvolle Versagen in der Trainingsrunde hatte mir eine neue Welt eröffnet. 

Was die Erkenntnis ausgelöst hat 

Seit dieser Erkenntnis habe ich mich intensiv mit zwischenmenschlicher Kommunikation wie auch dem Wesen der Introversion auseinandergesetzt.

Heute weiss ich, dass ich eher introvertiert bin. «Trotzdem» arbeite ich als Kommunikationstrainer und als Entertainer, stehe oft in intensivem zwischenmenschlichem Austausch.

Diese zwei Punkte haben mir geholfen, der zu werden, der ich heute bin.

1. Die Erkenntnis, introvertiert zu sein

Plötzlich sah mich in einem neuen Licht. Ich verstand mein Verhalten besser und ging nicht mehr übertrieben hart mit mir selber ins Gericht. Diffuse Scham- und Schuldgefühle wichen von mir, ein neues Selbstbewusstsein wuchs. 

Ich begriff:

«Mit mir ist alles OK, ich bin nicht komisch».
  • Ich begriff, dass es ganz normal ist, wenn ich mich nach einem gewissen Mass an sozialen Kontakten ausgelaugt fühle und mich zurückziehe, weil ich das Gefühl habe, nicht mehr klar denken zu können.
  • Dass mein «Kopfkino» nichts Seltsames sondern Ausdruck einer reichen Gedankenwelt ist, in der ich mich viel und gerne aufhalte.
  • Dass ich nicht faul bin, nur weil ich viel Zeit - ohne Druck etwas tun zu müssen - benötige, um nachzudenken.

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2. Die Akzeptanz meiner selbst

Introvertiert zu sein ist weder eine Entscheidung noch eine Schwäche. Intro- und Extroversion bekommen wir als Anlage mit, der Persönlichkeitstyp ist zu einem grossen Teil genetisch bedingt, wie die Augen- oder die Haarfarbe. Hinzu kommen kindliche Prägungen: unser Umfeld beeinflusst unsere Persönlichkeitsentwickung noch einmal ähnlich stark wie die Biologie.

Introversion und Extraversion sind keine Qualitätsmerkmale: Introvertierte Menschen sind nicht besser oder schlechter als Extrovertierte. Es sind einfach zwei Persönlichkeitstypen, die unterschiedlich ticken.

Meine simple Erkenntnis war:

«Ich bin wie ich bin und das ist gut so.»

Ich könnte nun versuchen, mein Wesen zu ändern. Zu werden wie ein extrovertierter Mensch. Doch das wäre zum einen vergeblich, und zum andern würde mich die Ablehnung meines wahren Wesens weiter schlecht fühlen lassen.

Denn die Art, wie ich über etwas denke bestimmt, wie ich mich dabei fühle. Das besagt das «ABC der Gefühle»: Die kognitive Verhaltenstherapie geht davon aus, dass unsere Gefühle durch unser Denken entstehen.

Also beschloss ich, mein Wesen, meine Persönlichkeit und all meine unveränderbaren Eigenheiten anzunehmen. Mich zu akzeptieren, wie ich bin.

Selbstannahme und Selbstliebe: Positiv über mein Introversion zu denken und mich dabei gut zu fühlen.

Weshalb Sie erst mit sich selbst klar kommen müssen

selbstakzeptanz

Im Austausch mit vielen introvertierten Menschen stelle ich immer wieder fest, dass die Selbsterkenntnis einen Wendepunkt in der Wahrnehmung der eigenen Person bedeuten kann. Denn viele Introvertierte rätseln schon ihr Leben lang, was mit ihnen nicht stimmt, und finden plötzlich eine Erklärung. Dadurch vermindert sich ihr Leidensdruck.

Gerade Introvertierte, die ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern wollen, finden in der Selbstakzeptanz den Schlüssel. Sie widerstehen eher der Versuchung, extrovertiertes Verhalten nachzuahmen (z.B. «laut» zu werden), weil sie wissen, dass sie auf lange Frist darin scheitern, weil es sie zuviel Energie kostet und sie nicht echt wirken.

Stattdessen macht die Selbstannahme den Weg frei, die eigenen – oft beachtlichen – Leistungen endlich anzuerkennen. Dies lenkt den Blick auf die wahren kommunikativen Stärken und ist wiederum Grundlage, die innere Kraft zu entdecken und ein starkes Selbstbewusstsein zu entwickeln, ein leises, in sich selbst ruhendes. Und mit einem gesunden Mass an Schlauheit, Unnachgiebigkeit und Beharrlichkeit zu ergänzen, wenn es darum geht, eigene Interessen zu wahren.

Gelungene Kommunikation baut auf Ihrer Identität. Sie ist wesensgemäss. Das Prinzip dahinter ist einfach: Je besser Sie sich kennen und mit sich selber klar kommen, desto eher gelingt Ihnen dies auch mit anderen.

Machen Sie es wie Dolly Parton

"Find out who you are and do it on purpose", soll die erfolgreiche Country-Sängerin Dolly Parton einst gesagt haben. Frei übersetzt: "Finde heraus, wer du bist und lebe deinem Wesen entsprechend." 

Verbiegen Sie sich nicht. Richten Sie Ihre Entscheide und Handlungen nach Ihren eigenen Zielen und Prioritäten aus. Bleiben Sie sich treu, wenn Sie wirklichen Erfolg im Leben suchen. Auch wenn Sie manchmal anders handeln als die meisten und deswegen schräg angeschaut werden. Alles andere funktioniert nicht. 

Seien Sie stolz darauf, wer Sie sind, fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut und zeigen Sie sich der Welt mit Ihrem wahren Selbst. 

Fazit

Viele Introvertierte ahmen im Berufsalltag extravertiertes Verhalten nach und meinen, sich stets schwungvoll und dynamisch präsentieren zu müssen. 

Sie leiden darunter, dass ihre Wesenszüge oft als Schwäche ausgelegt werden. 

Sie verspüren ein tiefes inneres Bedürfnis, authentisch sein zu dürfen und sich nicht verstellen zu müssen. Trotzdem sind sie übertrieben kritisch sich selber gegenüber und meinen, auf ihre natürliche Art nicht zu genügen. 

Doch in der Ruhe introvertierter Menschen schlummert eine gewaltige Kraft. 

Das Potential, auf andere Menschen eine enorme Wirkung zu entfalten. 

Der erste Schritt dazu ist, sich selber gutzuheissen und sein Wesen anzunehmen. 

Selbstakzeptanz ist der Schlüssel zu einer überzeugenden Kommunikation: Auf Basis eines gesunden Selbstvertrauens können Sie sich zeigen und mit all Ihrer Kompetenz und Kraft wahrgenommen werden. 

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