Weshalb Sie Smalltalk nicht lieben müssen (aber lernen sollten)

Introvertierte können sozialen Anlässen mit vielen Menschen meist wenig abgewinnen. Besonders der unverbindliche Smalltalk geht ihnen gegen den Strich. Ihnen auch? Bevorzugen Sie Gespräche mit Tiefgang mit einer oder wenigen Personen? Und hören Sie tendenziell lieber zu, als dass Sie reden?

Verstehe ich. Denn Ihre Aversion gegen die Plauderei hat auch handfeste Gründe: Die Biologie erschwert introvertierten Menschen das muntere Hin und Her luftiger Nichtigkeiten.

Weshalb Ihnen spontan oft nichts einfällt

Ihr Gehirn ist anders "verdrahtet" als jenes Extrovertierter. Sie rufen Informationen aus dem Gedächtnis von Natur aus anders ab. Die Suche geht weitere Wege und dauert länger als bei extrovertierten Menschen, weil sie eher auf das Langzeitgedächtnis greifen.

Sie haben Mühe, sich auf die Schnelle aus dem Kurzzeitgedächtnis zu bedienen. Deshalb fällt ihnen spontan oft nichts ein, wenn sie schnell antworten müssen oder unvorbereitet reden sollen.

Weshalb Sie zusätzliche Reize vermeiden 

Zudem reagieren introvertierte Menschen stärker auf Reize und ihr Gehirn ist von Haus aus aktiver als bei Extrovertierten. Zusätzliche und vermeintlich überflüssige Anregungen werden ihnen deshalb schnell zu viel. Sie verlieren wertvolle Energie und ermüden. Deshalb gehen sie einer spontanen Interaktion gerne aus dem Weg.

Der dritte und entscheidende Grund

Damit könnten Sie das Thema Smalltalk für sich endgültig abhaken. Die Natur liefert Ihnen schliesslich genügend Gründe, sich dem harmlosen Wortgeplänkel ein für alle mal zu entsagen und sich den Menschentrauben am Rande einer Veranstaltung zu entziehen. 

Doch halt! So einfach will ich es Ihnen nicht machen. Denn nicht alles lässt sich auf die Biologie schieben ;-)

Es gibt einen weiteren Grund, weshalb viele Introvertierte das harmlose Wortgeplänkel ablehnen. Dieser ist nicht biologisch bedingt, sondern eine Frage der Einstellung:

Sie halten den Austausch von Nichtigkeiten für verschwendete Zeit.

Anstatt belanglose Worte zu wechseln und über die neusten Nachrichten, das Wetter oder Sportergebnisse zu plaudern, würden sie lieber sofort zum Wesentlichen vorstossen.

Damit verschliessen Sie sich ungeahnten Möglichkeiten. Denn diese Haltung zeugt von fehlendem Verständnis für die kaum zu überschätzende Kulturtechnik Smalltalk.

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Wer gleich in die Vollen geht, fährt auf

Das Alltagsgespräch hat seinen schlechten Ruf zu Unrecht. Es wird oft verächtlich abgetan als oberflächlich. Und weil man selbst nicht oberflächlich sein will, lehnt man es ab. 

Tönt logisch. Doch wie soll man ein tiefgründiges Gespräch führen mit Menschen, die man nicht kennt? Denen man auf dem Weg zur Arbeit begegnet? Oder nur kurz im Aufzug trifft?

Etwa so? 

"Guten Tag, wie beurteilen Sie den Einfluss chinesischer Aussenpolitik auf Ihr Leben?"

"Hallo, ich bin der Günter, glauben Sie an die Wiedergeburt?"

Ich behaupte, dass dieser Annäherungstaktik wenig Erfolg beschieden ist. 

Menschen starten ein Gespräch gerne mit belanglosen Themen, um warm zu werden und sich einander anzunähern. Das Schwätzchen ist ein geeignetes Mittel zum Starten (und Pflegen) einer Beziehung. Es hilft, Vertrauen beim Gegenüber zu erlangen. Nicht gleich in die Vollen zu gehen und stattdessen eine Beziehung mit dem Austausch von Höflichkeiten in die Wege zu leiten, gehört zum Anstand und guten Takt. 

Wer im Austausch mit Unbekannten gleich mit der Tür ins Haus fällt, kann andere vor den Kopf stossen und wird Mühe haben, Freundschaften oder Geschäftsbeziehungen anzubahnen und aufzubauen. 

Deshalb sollten Sie sich der Musik anschliessen

Egal ob Sie Smalltalk aus Überzeugung ablehnen oder sich nicht daran beteiligen, weil Sie meinen, Sie könnten das nicht: In den typischen Smalltalk-Situationen am Rande einer geschäftlichen Veranstaltung haben Sie dadurch schlechte Karten.

Und genau dort spielt oft die Musik: Abseits von Sitzungsraum und Schreibtisch werden Informationen ausgetauscht, Entscheide vorbereitet und Allianzen gebildet.

Sie wären schlecht beraten, sich dem informellen Austausch gänzlich zu verschliessen, denn die Folgen können berufliche Nachteile mit sich bringen.

Weshalb Sie Ihre Voreingenommenheit ablegen sollten

Lassen Sie uns ein paar Vorurteile überwinden:

Vorurteil #1: Smalltalk ist seichtes Geschwätz

Nein. Smalltalk ist ein hochfunktionaler Sprechakt. Es geht nicht darum, aneinander vorbeizureden, sondern um wirkliches Interesse am andern. Es geht um Empathie, um Rücksicht und Takt. Smalltalk kann gemeinsame Themen zutagefördern, Leichtigkeit vermitteln und Interesse bekunden.

Geplauder, kurz und gut geführt, ist ein Türöffner und dient dem gegenseitigen Kennenlernen oder dem beiderseitigen Wohlbehagen. Sie hilft, das Eis zwischen zwei sich unbekannten Menschen zu brechen und kann der Auftakt sein für geistreiche Gespräche und vertrauensvolle Beziehungen.

Vorurteil #2: Smalltalk ist eine typische Extro-Disziplin

Nein. Extrovertierte mögen tendenziell redseliger sein und Kontakte zu unbekannten Menschen offensiver knüpfen. Doch leise Stärken wie gut zuhören, klug fragen, das Wahrnehmen von Nuancen und das Interesse an wirklich guten Beziehungen sind eine Bereicherung für jedes Gespräch. Auch mit nonverbalen Signalen wie Blickkontakt zum Sprechenden, Nicken oder kurzen Einwürfen wie "Stimmt" oder "Ja" können Sie sich in eine Smalltalk-Situation einbinden.

Vorurteil #3: Intros können kein Smalltalk

Doch. Weder sind Introvertierte menschenscheu noch unkommunikativ. Aber manchmal übertragen sie ihren Anspruch auf Tiefe zu sehr auf alle Gelegenheiten und unterscheiden nicht nach Anlass. Wenn Sie mit einer guten Freundin über ihre Hobbies sprechen können, sind Sie auch zu gutem Smalltalk mit fremden Menschen fähig. Es ist dann wohl mehr eine Frage des Wollens und weniger des Könnens.

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Wie Sie steuern anstatt zu erleiden

Warum also nicht Ihr soziales Repertoire erweitern? Smalltalk ist eine Fähigkeit, die Sie trainieren und verbessern können. Wie meist gilt: Übung macht den Meister. Damit ist nicht gemeint, dass Sie zu einem extrovertierten Dampfplauderer mutieren sollen. Doch Sie können das beiläufige Gespräch ohne Tiefgang beherrschen lernen und dabei auf ihre leisen Stärken bauen.

Schenken Sie Ihrem Gegenüber Raum und echtes Interesse. Stellen Sie Fragen und entlocken Sie ihm Unterhaltsames und Sie werden als unterhaltsam wahrgenommen. Sie müssen nicht das Richtige sagen, um ein guter Smalltalk-Partner zu sein - Sie müssen vor allem richtig zuhören, so können Sie den Smalltalk steuern anstatt nur zu erleiden!

Zuhören heisst jedoch nicht, dass Sie sich zutexten lassen müssen. Wenden Sie sich vom Gegenüber ab, wenn der nur reden, selber aber nicht zuhören will. Ziehen Sie sich höflich aus der Affäre, etwa indem Sie sagen: "Es war nett, mit Ihnen zu plaudern, doch ich brauche jetzt dringend eine Stärkung vom Buffet". 

Springen Sie über Ihren Schatten und lassen Sie Ihre gesellschaftlichen Muskeln spielen!

7 Tipps für mehr Leichtigkeit beim Smalltalk

Mit ein paar einfachen Tipps fühlen Sie sich beim Smalltalk gleich wohler:

  1. Machen Sie sich klar: Sie wirken souveräner als Sie glauben. Sollten Sie sich anfänglich unbehaglich fühlen, so merkt man Ihnen dies kaum an.
  2. Vermeiden Sie zu denken, andere seien nicht an Ihnen interessiert. Die meisten Menschen sind am Austausch interessiert und sprechen gerne mit Ihnen. Und wenn es mal nicht passt, dann merken Sie das früh genug und können sich wieder abwenden
  3. Fühlen Sie sich nicht zu Originalität gedrängt. Nötigen Sie sich nicht zu einer Kostprobe Ihres rhetorischen Talents. Wenn Sie es zu gut machen wollen, verkrampfen Sie. Sie müssen niemanden beeindrucken. Hauptsache, Sie sind dabei und bringen sich ein.
  4. Geben Sie sich nicht übertrieben extrovertiert. Seien Sie einfach Sie selbst: Je echter Sie auftreten, desto sicherer werden Sie sich fühlen.
  5. Motivieren Sie sich zum Smalltalk. Das zu Beginn unverfängliche Geplauder ist Ihre Chance, später in tiefere Gesprächsgefilde vorzudringen und interessante Menschen kennenzulernen.
  6. Ergreifen Sie die Initiative. Warten Sie nicht passiv ab, bis man Ihnen das Wort erteilt. Es ist weder unhöflich noch aufdringlich, andere anzusprechen
  7. Antworten Sie nicht einsilbig. Sondern werfen Sie kleine Gesprächsköder aus. Anstatt auf die Frage nach Ihrem Befinden mit "Danke, gut" zu antworten, könnten Sie etwas sagen: "Danke gut, ich habe heute ein interessantes Buch entdeckt und freue mich schon auf die Lektüre am Wochenende." Der kleine Zusatzaufwand hält das Gespräch am Laufen und hilft bei der Suche nach einem gemeinsamen Thema.

Fazit

Das vermeintliche Geplauder zu unverfänglichen Themen ist ein gängiger Einstieg in ein Gespräch. Menschen, die Sie noch nie gesehen haben, schätzen es, wenn Sie nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

Die unverbindliche Konversation kann der Auftakt zu einer vertrauensvollen Beziehung und geistreichem Austausch sein. Eine Unterhaltung beginnt vielleicht eher seicht. Doch Smalltalk kann die Schleuse öffnen und ein Gespräch sanft anfluten lassen.

Gelungener Smalltalk ist lernbar und wertvoll.

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