Viele introvertierte Menschen meiden Smalltalk. Die scheinbar belanglose Plauderei liegt ihnen nicht. Gespräche mit Tiefgang? Ja gern. Doch dieses flirrende Hin und Her, bei dem man spontan sein soll? Lieber nicht.
Das hat gute Gründe. Biologisch. Mental. Kulturell.
Ihr Gehirn funktioniert anders als das vieler Extrovertierter. Sie denken in Tiefe, nicht in Tempo. Informationen werden aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen, während andere locker aus dem Kurzzeitgedächtnis plaudern. Das dauert. Und fühlt sich in Smalltalk-Situationen wie ein Handicap an.
Introvertierte verarbeiten Reize intensiver. Ein Raum voller Stimmen, Blicke, Gespräche? Das kann überfordern. Deshalb vermeiden sie spontane Interaktion. Und ziehen sich zurück, wenn andere aufdrehen.
Viele lehnen Smalltalk nicht nur aus Temperament, sondern aus Haltung ab:
"Was bringt mir das? Das ist doch oberflächlich."
Falsch. Smalltalk ist nicht oberflächlich – er ist funktional. Er ist die Eintrittskarte zu Tiefe. Niemand beginnt ein Kennenlernen mit: „Wie gehst du mit deiner Angst vor Endlichkeit um?“
1. Smalltalk ist Geschwätz.
Nein. Er ist ein kultivierter Einstieg in echten Kontakt. Wer fragt, wie der Tag war, meint oft mehr als das.
2. Smalltalk können nur Extrovertierte.
Nein. Introvertierte haben starke Tools: aktives Zuhören, echte Neugier, kluge Fragen.
3. Ich kann das nicht.
Doch. Sie üben es nur nicht. Smalltalk ist kein Talent. Sondern ein Werkzeug.
Weil dort, wo entschieden wird, oft nicht das Mikrofon wartet. Sondern das Buffet. Oder die Kaffeepause. Wer sich dann rausnimmt, verpasst Chancen.
Sie müssen Smalltalk nicht lieben. Aber Sie sollten ihn beherrschen. Denn: Wer sich auch in scheinbar belanglosen Momenten einbringen kann, vergrössert seine Wirkung. Und seine Chancen.
(aktualisiert: 10.07.2025)