„Sei du selbst!“
„Bleib authentisch!“
Klingt gut, oder?
Na ja.
Harald Schmidt nannte Authentizität einmal ein Schimpfwort.
Provokant.
Und doch ein Gedanke, der hängen bleibt.
Authentisch sein gilt heute fast als Pflicht.
Doch der Authentizitäts-Wahn lockt uns im beruflichen Kontext in eine Falle.
Nicht nur, weil manche Formen der „Echtheit“ in der Öffentlichkeit unangenehm wirken.
Nicht nur, weil totale Aufrichtigkeit und emotionale Offenheit - ohne Gespür für Takt, Zeitpunkt, Kontext und Wirkung - rücksichtslos sein können. Zerstörerisch sogar.
Sondern vor allem, weil manchmal an Wirkung verliert, wer immer alles zeigt.
Der Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun warnt deshalb zu Recht davor, „Authentizität“ zum obersten Prinzip zu erklären.
Stellen Sie sich vor: Sie bringen im Meeting einen gut durchdachten Vorschlag ein.
Jemand kontert trocken:
„Das funktioniert hier nicht.“
Vielleicht haben Sie schon erlebt, wie schnell dann ein Satz herausrutscht wie:
„Also bitte, können wir sachlich bleiben? Ich habe mir wirklich Gedanken gemacht…“
Verständlich.
Und doch rückt plötzlich Ihre Reaktion in den Vordergrund - und nicht mehr Ihr Vorschlag.
Sie sind mitten im Satz, als jemand dazwischenfährt.
Vielleicht haben auch Sie schon gesagt:
„Moment mal, ich war noch nicht fertig. Können Sie mich bitte ausreden lassen?“
Auch das ist nachvollziehbar. Aber oft bringt es das Gespräch nicht zurück auf die Sachebene, sondern führt zu einem unangenehmen Moment, in dem der andere ruhig bleibt - und Sie sich erklären.
Nach einer Rückmeldung rutscht manchmal ein ehrliches:
„Ja, ich weiss, das ist schon lange ein Problem von mir…“
Auch das ist authentisch. Aber es öffnet eine Tür, die Sie gar nicht öffnen wollten, und stellt Sie kleiner dar, als Sie sind.
Die amerikanische Psychologin Ruth Cohn hat es schön formuliert:
„Nicht alles, was echt ist, will ich sagen. Doch was ich sage, soll echt sein.“
Sie unterschied zwischen maximaler Authentizität (sich selbst gegenüber) und optimaler Authentizität (gegenüber anderen). Letztere ist immer selektiv.
Was ich sage, soll aufrichtig gemeint sein. Und zugleich der Situation gerecht werden.
Vielleicht geht es genau darum:
Nicht alles, was wir fühlen, sofort auszusprechen.
Sondern das, was wir sagen, echt und klar zu sagen.
Gezielt zu zeigen, was gesehen werden soll. Nicht sich zu verbiegen - aber bewusst zu steuern, was Wirkung entfalten soll.
Beruf und Privatleben sind nicht dasselbe. Wenn wir im Beruf sprechen, tun wir es in einer Rolle - nicht als ganze Privatperson. Diese Rolle ist kein Maskenspiel, sondern ein Schutz. Sie erlaubt uns, schwierige Situationen mit Gelassenheit zu nehmen und den Fokus auf das zu richten, was uns wichtig ist.
Der Schauspieler Lars Eidinger hat einmal gesagt:
„Wenn ich eine Rolle spiele, bin ich mehr bei mir selbst.“
Vielleicht entdecken auch wir im Beruf neue Seiten an uns, die uns stärken - ohne dass wir uns verbiegen müssen.
Wenn Sie lernen möchten, wie Sie sich Gehör und Respekt verschaffen - ohne sich zu verbiegen –, kommen Sie ins Dominanz-Training.
Ich zeige Ihnen, wie Sie souverän auftreten und Ihre Kompetenz zur Geltung bringen, auch in herausfordernden Situationen.
(aktualisiert: 10.07.2025)